LENZ

  • Dagmara Kraus
  • ,
  • 2016

Niemand hat das Prinzip der Wiederholungsschleife radikaler in unlesbare Literatur verwandelt als der kanadische Künstler, Filmemacher und Autor Rodney Graham. 1983 präpariert er Georg Büchners LENZ (1839) mit einem ausgedehnten Loop. Er implantiert der englischen Übersetzung der Erzählung durch Carl Richard Mueller, der hier als Coautor mitaufgeführt wird, nach den ersten 1434 Wörtern 83 Mal in Folge einen absolut identischen LENZ-Passus. Die im englischen Text einmal wiederholte Stelle »through the forest« wird zum Nadelöhr, durch das die potentielle Endlosschleife quasi ad nauseam springt, bis dass der Buchrückdeckel der Kreisbewegung jäh ein Ende setzt. Der Sprung ist dabei zugleich einer quer durch die Gattungen: Als Grahams LENZ wird Büchners LENZ zu Poesie, zu ready-made-Poesie. Und -Poeer: Poees. Musik.

Eine Übersetzung à rebours, ist LENZ (Büchner Mueller Graham Kraus) die Aneignung einer Aneignung und damit die angepinselte linke, leicht fettige Kotelette einer längst beschnäuzerten Mona Lisa. Ein duchampiertes Off-Doubledouble mit prallelastischer Beule. Büchner souffliert.

  • LENZ
  • Dagmara Kraus
  • 2016
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