Seit einigen Jahren florieren computergenerierte Artefakte, vornehmlich solche, die mittels KI erzeugt wurden. Waren es zunächst Bilder und Videos, die für Aufsehen sorgten, wird zunehmend über maschinelle Sprachmodelle diskutiert, die zur Analyse und Synthese von Texten genutzt werden. Beides trägt bei zur maschinell gestützten Wirklichkeitskonstruktion. Dabei verändern wir nicht nur unsere Welt sondern auch uns selbst: Neue Formen der Selbstbeschreibung entstehen. Mattis Kuhns Buch Selbstgespräche mit einer KI versucht diese Entwicklungen in der Auseinandersetzung mit (ausführbarem) Text zu realisieren, sowohl durch Analyse und Reflexion als auch durch Synthese und Poesie.
In Zusammenarbeit des menschlichen Autors und einer individuell konstruierten lernfähigen Schreibmaschine entstanden »Gespräche«, welche beide Autoren thematisieren und portraitieren, aber auch miteinander verschmelzen. Wer welche Textbausteine beigetragen hat, ist oftmals unbekannt (und vielleicht auch uninteressant). Autorschaft wird noch auf einer anderen Ebene thematisiert: Indem die Selbstbeschreibung mehr und mehr in Maschinen externalisiert wird, werden die Autoren und Schreibweisen des Subjekts (Objekts) dem Subjekt selbst zunehmend unbekannt. Dem entgegen werden in Selbstgespräche mit einer KI Verfahren der algorithmischen Textproduktion ausgeführt, um sie besser zu verstehen, aber auch an eigene Bedürfnisse anpassen zu können. Dieser Prozess ist in einem »Handbuch« dokumentiert und reflektiert. Der »Code« bietet einen zusätzlichen Einblick in die Maschine (und letztlich auch in das Denken des menschlichen Autors). Das »Datenset«, welches essentiell für die Gespräche ist, wird ebenfalls reflektiert und bietet im Zusammenspiel mit den anderen Teilen des Buches eine weitere Ebene der Selbstbeschreibung.
Das Buch kann man hier kaufen und lesen.