Nachrichten aus dem christlichen Abendland
»Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei;
aber die Liebe ist die größte unter ihnen.«
— Paulus, 1. Brief an die Korinther, 13»Ich glaube das ein Bürgerkrieg nicht weit weg ist.«
»Ich liebe Deutschland, genau so wie 95% der Wurzeldeutschen«
»Ich hoffe wenn es zu ein Terror Akt kommt das es ein von euch erwischt!!!!«
— Pegida-Facebook-Kommentare
Die Dresdner Pegida-Märsche, die ab Winter 2014 eine Größe annahmen, die bundesweit für ein plötzliches Aufschrecken sorgte, wurden ausschließlich über Facebook-Seiten organisiert und angekündigt. Dass die Verteidiger des Abendlandes gegen den Islam es mit den christlichen Tugenden nicht so genau nahmen, wussten die Veranstalter. Sie löschten die in den Kommentaren geposteten Ausfälle und Tiraden ihrer Anhänger in regelmäßigen Abständen.
Anfangs nur zu Dokumentationszwecken ließ 0x0a (Gregor Weichbrodt und Hannes Bajohr) diese Kommentare durch ein Scraping-Script regelmäßig sammeln. Seit Dezember letzten Jahres ist bis heute ein 282.596 Kommentare und 7.751.654 Wortformen umfassendes Textkorpus der Pegida-Sprache entstanden.
Allein aus diesen Kommentaren besteht der Text »Glaube, Liebe, Hoffnung«. In dem die angebliche Verteidiger des christlichen Abendlandes mit den paulinischen Tugenden aus dem Hohelied der Liebe konfrontiert werden, lassen wir sie selbst artikulieren, was sie glauben, lieben und hoffen. Dass vor allem Deutschland geliebt wird, überrascht weniger als die Wünsche der Kommentatoren, die von Umsturz- und Gewaltfantasien bestimmt sind.